Als ich 2009 anfing, Gedichte zu schreiben und zu performen, war ich Jura-Student. Kurz zuvor hatte ich mich der wirklich coolen, talentierten und bescheiden auftrumpfenden Gruppe «Lantern Meet of Poets» angeschlossen. Die meisten von uns waren Anfang 20. Poesie war unsere Leidenschaft. Wir teilten Gras, Bücher, Gedichte, Poesievideos, Filme, Musik und Dokumentarfilme miteinander. Wir tauschten uns auch über unseren Geschmack aus. Das Uganda National Theatre war unser Zuhause. Man konnte ein Gedicht mitbringen, und die Gruppe «vertiefte sich hungrig darin». Wir sprachen aus, was uns durch den Kopf ging. Eisen schärfte Eisen. Es war ein Spektakel, das sowohl ermächtigend als auch entmachtend wirkte. Wenn Sie noch nie erlebt haben, wie Dichter debattieren, agitieren, loben, das Gesicht verziehen, weinen, schimpfen, zerpflücken, Beifall klatschen und alles im Namen eines Gedichts verteidigen, dann haben Sie garantiert die Lantern Meet verpasst!
Als ich mich der Gruppe anschloss, wuchs ihr Einfluss auf mich, aber Lyrik war damals nur eine Wochenendbeschäftigung für mich; eine Sache, die ich ernst nahm, über die ich aber ohne großen Anspruch schrieb. Es war eher ein persönliches Vergnügen. Ich konnte ab und zu ein Sonett schreiben, hier und da ein Gedicht vortragen, gelegentlich Lyrikveranstaltungen besuchen und am Ende des Tages meine Gesetzesbücher lesen; im Grunde war Lyrik bloß eine Freizeitbeschäftigung.
Doch schon bald, als viele von uns die Universität verließen, stellte sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit und spielte eine zentrale Rolle für die Gruppe
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Warum schrieben wir Gedichte? Welches Vermächtnis wollten wir hinterlassen? Worauf sollten wir uns konzentrieren, auf das Schreiben oder den Vortrag? Die Antworten variierten, während unser gemeinsamer Weg auseinanderbrach und sich aufspaltete. Wir wussten, was wir waren, aber nicht, was aus uns werden würde. Ich persönlich war damals bereits inspiriert genug, um zu beschließen, dass die Dichtung meine Berufung sein würde.
Im Jahr 2012 hatte ich mein Jurastudium an den Nagel gehängt. Ich war nun Vollzeit-Dichter bei den Lantern Meet, Lyrik-Coach und Lyrik-Dozent an einem Gymnasium. Am 9. Oktober jenes Jahres sollte Uganda 50 Jahre Unabhängigkeit feiern. Da viel über die Frage diskutiert wurde, wie unabhängig unser Land nach 50 Jahren tatsächlich war, wollten wir einen Beitrag zu dieser Debatte leisten. Dieser Zeitgeist veränderte uns. Wir schrieben, wie wir noch nie zuvor geschrieben hatten. Das Politische war persönlich geworden. Im November zeigten wir unsere Inszenierung BROKEN VOICES OF THE REVOLUTION. Die Bühne brüllte. Die Show hatte eine einzigartige Wirkung auf uns alle. Die Zeitungen sagten viele großartige Dinge über uns. Meine Lieblingsüberschrift war «Die wandelnden Verwundeten».
Jene Zeit half mir, über den Weg nachzudenken, den ich mit meiner Lyrik eingeschlagen hatte. Rückblickend entwickelte ich am Abend dieser Aufführung größeren Mut dazu, so zu schreiben und vorzutragen, wie ich es wollte. Nachdem ich gesehen hatte, wie das Publikum und meine Freunde auf meine Gedichte reagierten, begann ich zunehmend nach Poesie im Alltag zu suchen. Ich gab den jambischen Pentameter-Kram auf und machte Verse aus den Rhythmen meiner Umgebung.
Als ich 2015 die Lantern Meet verließ, schrieb und rezitierte ich immer noch Gedichte. Lyrik war meine Therapie. Aber ich musste damit auch Erfolg haben. Ich ging zu verschiedenen Spoken-Word-Poetry-Plattformen, die in Kampala mittlerweile wie Pilze aus dem Boden geschossen waren, um mir durch meine Verse Luft zu machen. Da ich mit dem Umfeld nicht zufrieden war, gründeten wir mit Hilfe einiger guter Freunde THE POETRY SHRINE, eine Poesie-Nacht, bei der wir mit verschiedenen Kunstformen experimentierten und sie mit unserer Lyrik verbanden. Diese Zeit war inspirierend. Wir riefen das Konzept der One-Man/One-Woman-Poetry-Show in Kampala ins Leben und machten es bekannt.
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