Aus dem Schatten: Thiaroye

Amar stammt aus dem Senegal und lebt in Paris. Er hat seinen Vater nie kennengelernt; dieser gehörte zu den so genannten Senegalschützen, die im Zweiten Weltkrieg an der Seite Frankreichs gegen Deutschland kämpften. Den Krieg hatte er überstanden, kam aber nie zu Hause an. Jahrzehnte später liest der Lehrer Régis in den Aufzeichnungen seines sterbenden Großvaters von dem grauenhaften Ereignis, dem Amars Vater zum Opfer fiel. Die Journalistin Nora will verstehen, was in diesem toten Winkel der Geschichte geschehen ist, und beschließt, eine Radiosendung darüber zu machen. Die Schicksale der Figuren sind miteinander verflochten, ihre Geschichten verbinden sich mit der europäischen Geschichte, mit der Geschichte des europäischen Kolonialismus, dessen furchtbares Erbe bis heute nicht aufgearbeitet ist. Die in Rumänien aufgewachsene, französische Schriftstellerin Alexandra Badea belichtet in diesem Stück ein historisches Ereignis, das in der offiziellen Geschichtsschreibung Frankreichs lange verdrängt wurde: das Massaker von Thiaroye, das die Kolonialtruppen an über 300 Senegalschützen verübten, als diese ihren Sold forderten. Bis heute kennt man den genauen Ort der Gräber nicht. «Die Schattenseiten der Geschichte» müsse sie als Neufranzösin nun ebenso mit sich tragen wie die großen, glorreichen Kapitel, erfuhr Alexandra Badea bei ihrer Einbürgerung. Den Schattenseiten spürt die Autorin seither nach, daraus entsteht die Theater-Trilogie «Aus dem Schatten.» Mit «Thiaroye» liegt nun der erste Teil auf Deutsch vor.

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