Buli Miró oder Vom Wesen der kurzsichtigen Verfressenheit

Buli Miró, die Hauptfigur im Stück von Fabrice Melquiot, erstickt seine Ängste erstmal im Essen. Schon sein Papa ist kugelrund, zumal er fast birst vor Großzügigkeit, mit der auch sein schwergewichtiger Sohn bedacht wird. Und auch die Mama kann sich an ihrem Pfundskerl nicht satt lieben, sie überhäuft ihn mit ihrer überbordenden Mütterlichkeit. Nur sehen kann sie nichts, auch nicht, dass es ihrem Buli Miró irgendwann wortwörtlich zu eng in ihm selbst wird und dass die vielen Kinderängste sich nicht mehr schlucken, geschweige verdauen lassen. Da ist die Cousine Petula gerade die Richtige, Buli Miró in seinem Kampf gegen die Kilos zu helfen. Er wird schlank wie ein Sportler und bewundert wie ein Held – bis ihm die Brust schwillt und der Stolz überhand nimmt … Irgendwo scheint also immer etwas aus den Nähten zu platzen. Vor allem aber lernt Buli Miró nun, dass der Hunger nach Liebe und Glück nie nachlässt, dass es Dinge gibt im Leben, derer man nie satt werden kann. Und so nimmt das Stück, ähnlich wie seine Hauptfigur, die überraschendsten Wendungen, springt zwischen gegenwärtigen Dialogen und den Berichten aus der Vergangenheit hin und her, bis sich Buli Miró mit allen Ängsten, Emotionen und Enttäuschungen, aber auch Höhenflügen seines Kinderlebens zu einer Persönlichkeit formt jenseits der Kugel, die er mal war.

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