Der Turm

Im Norden, in einem nicht näher bestimmten Land, hat eine Architektin einen Turm geplant und entworfen, bewohnt von Menschen, die merkwürdige Allmachtsphantasien entwickeln. Als der Präsidentschaftskandidat aus Sicherheitsgründen den geplanten Bau eines Flughafens innerhalb des Turmes verweigert, entgleitet der Architektin der Zugriff auf ihre Schöpfung. Sie wird zur Terroristin, die einen Prozess der Zerstörung auslösen will. Ausgehend vom christlichen Mythos hat Watkins ein modernes Babel geschaffen. Allerdings spielt Gott hier keine Rolle mehr als moralische Instanz; stattdessen ist der Irrtum zur Doktrin politischen Handelns geworden – Sprache wird ideologisch missbraucht, Demokratie bedeutet nicht mehr Vielstimmigkeit, sondern Einstimmigkeit und blinder Gehorsam. Am Ende deutet sich eine Auflösung in einer quasi-transzendentalen Sphäre an: eine Auflösung ohne «Erlösung», ohne Heil, ohne Gerechtigkeit. Materielles und Immaterielles sind gleichermaßen dem Verfall preisgegeben, verpuffen im gottleeren, in einem der sozialen Moral entledigten Raum.

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