Die Liebe wie eine verschüttete Kathedrale (Der Sohn)

In DIE LIEBE WIE EINE VERSCHÜTTETE KATHEDRALE (DER SOHN) thematisiert Guy Régis Jr, was Exil eigentlich bedeutet: Eine ältere Frau aus Haiti hat auf Initiative ihres Sohns einen Rentner in Montréal geheiratet, den der Sohn für sie über das Internet gefunden hat. Als es ihr und ihrem Ehemann nicht gelingt, den Sohn legal nachzuholen, entscheidet sich dieser für die gefährliche Überfahrt auf einem Schiff voller Geflüchteter, das schließlich vor der Küste Floridas kentert. Zwischen bedrückendem, kammerspielerartigem Beziehungsdrama und epischem Abgesang auf die Geschichte von Sklaverei, Migration und Flucht, schafft Guy Régis Jr eine Form, die unterschiedliche Theatertraditionen nebeneinanderstellt, ohne eine künstliche Synthese zu versuchen. So werden die Ibsen-haften Paarszenen immer wieder von vielstimmigen epischen Gesängen in haitianischem Kreol unterbrochen, bis das Stück in einem eruptiven Trauermonolog der Mutter seinen tragischen Höhepunkt findet.

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