Die Nachkommen

Das Stück stellt die Frage, ob mit der Erfahrung des Genozids – der hiermit verbundenen Schuld, den Verletzungen und Tabuisierungen – ein Dialog zwischen den Beteiligten und Betroffenen möglich sein kann und letztlich eine gemeinsame Zukunft.
Sedef Ecer hat sich gemeinsam mit einem Regisseur und einem Dokumentarfilmer auf Recherchereise nach Armenien, Deutschland und Frankreich begeben. Sie haben in Archiven recherchiert und Betroffene zu ihrem Umgang mit dem Trauma befragt. Das entstandene Stück thematisiert jedoch den Genozid nicht als Schicksal des armenischen oder eines anderen Volkes, sondern als eine Erfahrung, die die Menschheit immer wieder gemacht hat und die deshalb viele Menschen teilen.
Sedef Ecer hat zwei Waisen erfunden, die in einer abgelegenen Sternwarte zusammen aufgewachsen wären, wenn nicht das Grauen der ethnischen Säuberung ihr Land heimgesucht hätte. Sie haben sich geliebt, doch das Leben hat sie getrennt. Als Dounia, die inzwischen Archäologin ist, Jahre später Anou besucht, der Astrophysiker geworden ist, ist es zu spät: Um das Geheimnis ihrer Herkunft – waren ihre Eltern Henker oder Opfer? – hat sich eine Mauer des Schweigens gebildet. Dounia versucht vergeblich, von Anou und von ihren Adoptiveltern Antworten zu bekommen, sie erfährt nichts. Die Mimosen, die um die Sternwarte herum blühen, werden von den Sumerern «Nagba Imur» genannt, «die Blume, die alles gesehen hat». Auch Anou und Dounias Adoptiveltern haben alles gesehen, doch sie sagen nichts, sondern schlucken die bittere «Vergangenheit, die nicht vergeht», unaufhörlich herunter.
Man kann seiner Vergangenheit nicht entgehen, so unerträglich sie auch sein mag. Aber kann man damit leben? Sollte man damit leben?

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