Die Nacht der Wale

Ein Büro. Fenimore und Barnabooth, zwei alteingesessene Beamte, überlegen, wie sie sich des Kadavers ihres Chefs entledigen könnten, den sie gerade umgebracht haben. Marylin, die Sekretärin, schläft, aus dem Radio ertönt der Gesang der Wale. Mit sehr viel Poesie rollen die zwei Männer die Erinnerungen an ihre pflichtbewusste, ereignislose Existenz auf, wobei sie bei der Beschreibung ihrer Tätigkeiten gerne in die Tierwelt abdriften. Marylin, die von morgens bis abends den Gesang der Wale anhört und in ihren Träumen auch selbst Flossen hat, wacht auf. Der Mord an ihrem Chef erfüllt sie mit etwas Bitterkeit, eingedenk der Tatsache, dass er ein Mann gewesen ist und es doch so viele alleinstehende Frauen gibt. Mit dem Gedanken, ihn zu verspeisen, kann sie sich nicht gleich abfinden, doch als ihr klar wird, «dass es keinen Sinn hat, von Heiligkeit zu träumen, wie [sie] es jahrelang getan hat, außer wenn der Traum den Träumer zum Heiligen macht …», geht sie mit ihren Kollegen zu Tisch.

Philippe Braz treibt die nach langen Jahren der langweiligen Büroarbeit abgestumpften Figuren in Die Nacht der Wale bis an die Grenze der Tierwelt, die sich ihrerseits durch das ganze Stück hindurch poetisch in die Sprache der Beamten einschleicht.

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