Eisberg

«’Stockholm, 1. März – Giraffe tötet schwedischen Zoodirektor. Eine betagte Giraffe im Zoologischen Garten von Kolmaarden musste für eine Routineuntersuchung in Vollnarkose versetzt werden. Sie drückte den Direktor des Zoos, der die schwere Verantwortung trug, während des Eingriffs ihren Hals zu halten, zu Tode.‘ … diese und ähnliche Zeitungsnachrichten sammelt ’der Kleine’, der zusammen mit ’dem Großen’ und ’der Schwester’ in einem Souterrain haust. Dorthin haben sich die drei Waisen nach dem Unfalltod der Eltern zurückgezogen, dort finden sie Schutz vor den zudringlichen Hilfsangeboten der Gesellschaft, die Ersatzfamilie und Therapie für einen schnellen Übergang zu einem normalen Leben danach bereit hält. Brullemans aber lässt den Geschwistern Zeit sich ihren Erinnerungen und Gefühlen zu stellen – alleine und als ’Familie’. Sie sind Trauer, Schmerz und Wut ausgeliefert, erleben Einsamkeit und gegenseitige Ablehnung. Und doch kann der Kleine mit seinen skurrilen Zeitungsausschnitten die Geschwister für Momente lachen und vergessen machen; baut die Schwester, unter dem Pelzmantel der Mutter verkrochen, kleine Plastiken aus umher liegenden Gegenständen, die sie so vor dem Tod des Weggeworfenwerdens rettet und die als Darstellungen von Familienszenen ihre Brüder anrühren, einen gemeinsamen Ausweg ahnen lassen. Wie beim Eisberg liegt das Wesentliche, die eigentliche Botschaft unter der Oberfläche: ein Bekenntnis zum Leben, zu dem sich die drei Geschwister durchkämpfen, zu Liebe und Gemeinschaft.»

(Andrea Zagorski)

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