Extremophil

Extremophile sind Organismen, die unter äußersten Bedingungen leben können, zum Beispiel in großer Hitze, frostiger Kälte, ohne Licht und mit wenig Sauerstoff. Sie passen sich der Lebensfeindlichkeit ihrer Umgebung an. Ähnlich diesen Lebewesen haben sich auch die drei Protagonisten in Alexandra Badeas neuem Stück angepasst. Anonymisiert wird man Teil ihres Alltags und ihrer persönlichen Entfremdung. Nur diejenigen, die ihnen etwas bedeuten, haben Namen, und nur ihre Profession gibt ihnen eine Identität. Der Stabschef des Bildungsministers wird kurz vorm Familienurlaub, in den er sich vor seinem heimlichen Liebhaber geflüchtet hat, wegen eines Vorfalls an einer Schule einberufen. Die junge und ambitionierte Wissenschaftlerin geht auf ein Schiff, um für große Wirtschaftsunternehmen am Boden der Ozeane nach verwertbaren Rohstoffen zu suchen, will eigentlich die Extremophile erforschen und beendet dafür ihre Beziehung. Der Drohnensoldat sitzt in Nevada vor seinen Bildschirmen und kämpft in einem asymmetrischen Krieg, dessen «Feind» er bis ins Private ausspioniert, um dann die Entscheidung über Leben und Tod nicht zu treffen, sondern sie nur auszuführen. Das Leben findet abgekoppelt vom Selbst statt. Die damit einhergehenden Kompromisse führen zum Vergessen der eigentlichen Idee und Motivation, etwas zu tun. Sie alle agieren wie unter einer Glaskuppel. Es gibt ein brodelndes Innen und ein zunehmend rissig werdendes Außen. Noch funktioniert das Außen reibungslos, doch dass Innere rebelliert so lang, bis sie es nicht mehr schaffen, sich selbst zu ignorieren.

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