Kannibalen

Ronan Chéneau lenkt in Kannibalen den Blick auf eine einzige Generation: Die der 25- bis 30-Jährigen, die sich ihrer «Tatsachen» ständig zu versichern sucht und dabei in einem existenziellen Unbehagen zu merken scheint, wie sehr sie ihre Realität an den Bildern der Film-, Medien- und Werbeindustrie ausrichtet. Er und Sie jedenfalls wissen um den mehr oder weniger schönen Schein ihrer Existenz, in der die Suche nach einer authentischen Erfahrung im radikalen Akt ihrer Selbstverbrennung gipfelt. Aber auch der Tod wird hier zu einer Geste, die nur entfernt an die Radikalität politischer Revolte erinnert. Stattdessen ist es ein Versuch, sich der Oberflächlichkeit der Realität zu verweigern. Denn darum geht es hier: um eine Oberfläche, die sich aus den banalsten bis historisch relevanten Elementarteilchen zusammensetzt, an der aber keine Reibung mehr stattfindet. Die Figuren, die sich darauf wie Kreisel um sich selbst drehen, verlieren sich in den Bildern und Fantasmen, die die Gesellschaft heute produziert und zementiert.

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