Lichter, Lichter, Lichter

Eine Familie verbringt ihren Urlaub in ihrer Sommerresidenz am Meer in Begleitung zahlreicher Gäste. Als der kleine James fragt, ob sie morgen mit dem Boot zum Leuchtturm fahren, erklärt der Vater mit Autorität, dass das Wetter nicht schön sein wird. In dem Wissen, dass diese Reise für ihren Sohn wichtig ist, versichert Frau Ramsay: «Nicht morgen, aber am ersten schönen Tag.» Zehn Jahre vergehen. Der Krieg hat unterdessen einen bitteren Geschmack hinterlassen. Viele sind zum Sommerhaus zurückgekehrt; einige von ihnen nehmen schließlich an der Expedition zum Leuchtturm teil. Die Malerin Lily Briscoe nutzt diese Rückkehr, um ihr unvollendetes Gemälde fertig zu malen, in dem Versuch, der ehemaligen Landschaft wieder Leben zu geben.

Die Autorin «dramatisiert» keineswegs die Handlung, sondern stellt die zwei starken Frauen aus Woolfs vielleicht wichtigstem literarischen Werk einander gegenüber. Das Ergebnis ist ein ganz starkes Frauen-Stück, das die Literatenfrau und Mutter von acht Kindern Mrs Ramsay und die um ihre Unabhängigkeit kämpfende junge Malerin Lily Briscoe als zwei einander widerstreitende Seiten der Autorin selbst versteht. Es ist aber nicht nur ein Stück über Rollenbilder des beginnenden 20. Jahrhunderts, sondern – ganz wie der epochemachende Roman – auch eine hellsichtige Reflexion über Zeit, Raum und Wahrnehmung.

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