Magda

«Magda Goebbels, nach dem Muster der antiken Medea, tötet ihre Kinder als Vergeltung für die wiederholte Untreue ihres Mannes. Aber sie gehorcht anderen Motivationen: dem Wunsch, alle affektiven Ketten zu zerbrechen, um die gefährlichen Freuden einer verbotenen Liebe und einer absoluten Macht zu leben; der Weigerung, ihre Kinder den ‹Horror› der Rassenmischung erfahren zu sehen; der bedingungslosen Akzeptanz, sich und die Kinder dem Gott-Molch Hitler zu opfern. Auf ihrem Platz und auf ihre Art und Weise hat Magda teil an der bis an ihre extremen Grenzen getriebenen Tragödie, von der das zwanzigste Jahrhundert zutiefst geprägt ist: individuelle, soziale und politische Paranoia von einem Ausmaß und einer Ruchlosigkeit, die den fernsten Zeiten unbekannt waren.» (Claude Prin)

Magda monologisiert sich zwischen Hymne und Haß, Depression und Machtherrlichkeit an den familiären Exodus. Die Amme ihrer Kinder ist eine Chorführerin ohne Chor, vor allem aber ist sie eine vollkommen für sich tragische Figur, die als beteiligtes Opfer ein furchtbares Drama durchlebt, ohne auch nur die Spur einer Chance zu haben, die unter ihrer Obhut stehenden Kinder zu beschützen. Claude Prin schrieb: «Die moderne Tragödie ist von dieser Art: Sie läßt kein menschliches Wesen beiseite, gleich welchen Rangs und welcher Bedeutung in der Gesellschaft und in der Geschichte.»

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