Mit fremden Federn

Das Kinderkriegen passte in das Selbstbild der ehrgeizigen Schriftstellerin Eve eigentlich nicht hinein. Entsprechend schwierig gestaltet sich das Verhältnis zwischen der anerkannten Autorin und ihren Kindern Léo und Justine, und auch ihr geduldiger Mann Bruno muss einiges aushalten mit seiner psychisch labilen, ewig suchenden Frau, die in ihrer schonungslosen Ehrlichkeit nicht selten verletzend wird. Während Justine ins Drogenmilieu flieht, mausert sich Léo zu einem selbstbewussten jungen Autor. Sein Erstlingsroman ist die autobiografische Abrechnung mit seiner berühmten Mutter. In einer Talkshow zu diesem Werk befragt, plaudert Léo augenzwinkernd Familiengeheimnisse aus und kokettiert mit seiner Rolle als Sohn einer erfolgreichen Schriftstellerin. In Rückblenden erfährt das Publikum dabei allerdings nach und nach: Léos erster Roman stammt in Wahrheit aus der Feder seiner Mutter, seine Autorschaft ist nur ein erfolgreicher Marketingtrick …

Den Kapiteln des Romans folgend und Passagen daraus zitierend, zeigt das Bühnengeschehen das Leben von Eve und ihrer Familie seit dem Abend, an dem Léo gezeugt wurde. Dabei geraten Realität und Fiktion in einer spielerisch komplexen Struktur durchaus einmal durcheinander. Mit viel Humor, tiefem Gefühl und immer wieder überraschenden Wendungen untersucht die Autorin die Selbstzweifel einer Generation berufstätiger, selbstständiger Mütter, aber auch die Herausforderung, welche Elternschaft in unserer Welt der Individualität und des Egoismus immer bedeutet, und die Suche aller Kinder nach Anerkennung und Liebe durch ihre Eltern. Ein schillerndes, vielschichtiges Stück zwischen Mediensatire und Familientragödie, Gesellschaftsdrama, Boulevardkomödie und Traumspiel – bunt wie das Leben selbst!

Abonnieren Sie unseren Newsletter