Skinner

Ein Meerarm, am anderen Ufer Europa. Flüchtlinge zusammengepfercht in einer Lagerhalle. Warten. Seit Monaten. Bei der Ankunft nimmt einem die Organisation des Schleppers die Papiere ab. Von da an nur noch Warten. Warten, dass einen der Schlepper über seinen rechten Arm, Vandam, zur Überfahrt aufruft. Aber die Logik der Warteliste ist unergründlich. Vandam ist omnipräsent, da keiner weiß, wie er aussieht, und er jederzeit auftauchen kann, man aber nie weiß, wann. Omnipräsent auch die Angst. Hier wird nur geflüstert, für eine verlauste Matratze und eine Decke muss man zahlen, darum kümmert sich Yakov, der sich in dieser Diktatur eine gewisse Stellung erarbeitet hat. Nur Skinner bietet ihm die Stirn. Ihren Kampf fechten sie auf dem Schachbrett aus, während sich die anderen von Menschenfleisch ernähren oder Kadaver zerschnipseln, um noch verwertbare Organe oder Körperteile zu verkaufen: «Drüben zahlen die bis zu 10 000 Dollar dafür!» Skinner verliebt sich in Leila, die Sängerin aus der Bar im Hafen und Hure. Er will sie mitnehmen in die neue Welt. Leila verschafft ihm zwar eine Unterredung mit Vandam, will von seinen Freiheitsträumen aber nichts wissen. Skipper zahlt dennoch die Überfahrt für beide an.

Michel Deutsch beschreibt hier eine Welt, die jederzeit entstehen kann durch den immer größer klaffenden Abgrund zwischen den verschiedenen Kontinenten. Der Mensch, der durch seinen Traum, eine menschengerechte Existenz führen zu dürfen, zum Unmenschen wird.

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