Und wenn ich sie alle umbringe, Madame

Irgendwo an einer chaotischen Großstadtkreuzung, kurz bevor die Ampel von rot auf grün umschaltet, spricht der Migrant Lamine eine Autofahrerin an und erzählt ihr in gehetztem Ton seine Lebensgeschichte. Es geht um Elend, Exil, Träume und Enttäuschungen, und das bessesene Bedürfnis danach, nicht stehenzubleiben – ganz als spräche aus dem Protagonisten der gesamte afrikanische Kontinent. Aus der Textfläche schälen sich mehrere Charaktere heraus: Lamine, der vor seiner Verantwortung als Vater geflohene Migrant, sein verstorbener Freund Robert und seine Eltern. Doch legt der atemlose Sprachduktus den Verdacht nahe, es könnte sich auch um einen inneren Monolog voller Widersprüche handeln. Poetisch, zuweilen politisch, vertraut Tarnagda ganz auf die Kraft seiner Sprache, um die schmerzhafte Welterfahrung seines Protagonisten zusammenzuhalten.

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