Jean-Claude Grumberg geht in seinem Stück von einer Kindheitserinnerung aus: den langen Sitzungen, die er als Kind beim Zahnarzt verbingen mußte. Wie in einer klassischen Tragödie führt ein Chor in die Praxis des Charles Spodek und seiner Frau Clara. Der kleine Jean-Claude wird im Stück als «Autor» zum Erzähler und Kommentator und erinnert sich an die häufigen Sitzungen, die er nach dem Krieg in dieser Praxis zu durchleiden hatte, in der zwei Frauen weinten – seine verwitwete Mutter und Clara, die ihre beiden Töchter verloren hat. Jeannette ist nicht aus Auschwitz zurückgekommen und die Andere lebt in einem Kloster, in das die Eltern sie gebracht hatten, um sie vor der Gestapo zu retten. Doch jetzt weigert sich das Kloster, das junge Mädchen den Eltern zurückzugeben.
«Kinder, deren Eltern tot sind, nennt man Waisen, es gibt jedoch kein Wort für Eltern, die die Waisen ihrer Kinder sind» lässt Grumberg den Chor in seinem Stück sagen. Wie soll man leben nach dem, was man in den 50iger Jahren nocht nicht Shoa nannte? Wie soll man leben, wenn man seine Kinder verloren hat? Was bleibt, wenn es nichts mehr gibt? In diesem Stück fragt Grumberg, was es bedeutet, wenn man alles verloren hat, was ein Leben ausmacht. 1942 muss Spodek aufgrund der antijüdischen Gesetze seine Praxis verlassen. 1945 erhält er sie zurück. Inzwischen hat er seine beiden Töchter verloren. Die Heimat ist keine Heimat mehr.
Grumberg erzählt sensibel, zärtlich und auch mit sehr viel Humor von der unmöglichen Trauer jener Eltern, die die Waisen ihrer Kind sind.