Der Souffleur von Hamlet

Vor einer Hamlet-Probe belehrt der Theaterdirektor, zugleich Regisseur des Stückes, seinen Souffleur über die Kunst des Soufflierens, da dieser offenbar sein Handwerk nicht versteht. Ungeduldig verweist er ihn dann an seinen Platz.
Der Polonius-Darsteller tritt auf die Bühne und die Probe beginnt. Doch da sitzt der Souffleur nicht mehr in seinem Kasten. Und nun verwirren sich die Dinge mehr und mehr:
Eine Putzfrau des Hauses überreicht dem entnervten Direktor eine Gesundheitsbescheinigung des Souffleurs, ausgestellt von dem Taxifahrer, der ihn nach Hause brachte. Zudem lässt der Souffleur ausrichten, «dass er zur Vorbereitung auf Hamlet erst ‹Finnegans Wake› zu soufflieren übt».
Die Situation wird immer absurder. Die Darstellerin der Ophelia trifft mit drei Stunden Verspätung ein. Begleitet wird sie von ihrem Onkel, einem Businessman aus dem Spielermilieu in Las Vegas, der dem verblüfften Theaterdirektor ein Telegramm des Souffleurs überreicht. «— Weigere mich in den Kasten zurückzukehren – stop … Das Theater braucht keinen Souffleur mehr. Also adieu. Die Zeit ist abgelaufen. Der Atem gehört Ihnen. Ich bin die Höhe.»
Die Verwirrung ist komplett und das Stück endet im Chaos. Während die Mitglieder des Ensembles auf der Bühne die Kontrolle über sich verlieren, deklamiert hoch oben auf dem Schnürboden der Souffleur eine freie Übersetzung von «Finnegans Wake».

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