Eine Nacht im Theater

Frühmorgens um drei Uhr. Der Theaterdirektor, im Pyjama und Mantel, klopft seine Theaterconcièrge aus dem Bett und verlangt den Schlüssel zum Theater. Frau Meier, schlaftrunken und verwirrt, wehrt den aufgedrehten Intendanten ab.
Da gerät dieser in Rage und holt aus zu einer wortgewaltigen Abrechnung gegen linke und rechte Kulturbürokraten, gegen ihre Politik einer Mitmach- und Mitbestimmungskultur, gegen Kritiker und Publikum, die ihn beschimpfen, gegen die Gewerkschaften mit ihrem Tarifvertrag und der 39-Stunden-Woche, die ihn zum «Opferlamm der Arbeiterklasse» machen…
Doch er, der selbstlose Theaterdirektor, für den Kunst eine Berufung und Shakespeare das Höchste bedeutet, will sich rächen mit einer Hamlet-Inszenierung, wie es noch keine gegeben hat, einem Hamlet, den Thomas Bernhard eigens für sein Theater bearbeitet hat.
Die Theaterconcièrge zeigt wenig Verständnis. Für sie ist die Erweiterung ihres Logenfensters wichtiger als eine geniale Hamlet-Inszenierung.

Eine Nacht im Theater ist eine zynische und scharfsichtige Bilanz eines verbitterten Theaterdirektoren und zugleich ein humorvoller, pointierter Beitrag zum Thema «Theatersterben».

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