János Riesz (* 5. Januar 1941 in Budakeszi, Königreich Ungarn) ist ein deutscher Sprach- und Literaturwissenschaftler.
Der Sohn ungarndeutscher Eltern studierte Germanistik, Romanistik und Vergleichende Literaturwissenschaften in Heidelberg und Bonn, promovierte 1968 in Bonn und habilitierte 1975 in Mainz. An der Universität Bayreuth hatte er bis von 1979 bis 2004 den Lehrstuhl für Romanische Literaturwissenschaft und Komparatistik mit besonderer Berücksichtigung der afrikanischen Literatur inne.
Riesz gilt als Begründer der deutschen Afroromanistik.
Neben seiner Reputation als ausgewiesener Spezialist für afrikanische Literaturen gilt János Riesz als ‹Universal-Romanist›. Sein Œuvre umfasst neben wichtigen Texten zu afrikanischen Literaturen auch ‚klassisch’ romanistische Themen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang seine komparatistisch angelegte Studie «Die Sestine – Ihre Stellung in der literarischen Kritik und ihre Geschichte als lyrisches Genus», seine Habilitationsschrift «Beat Ludwig von Muralts Lettres sur les Anglais et les Français und ihre Rezeption – Eine literarische «Querelle» der französischen Frühaufklärung» und vor allem seine breit rezipierte kommentierte Übersetzung des Novellino.
In seinen zahlreichen Publikationen zu afrikanischen Literaturen in französischer Sprache konfrontiert er afrikanische Literaturen immer wieder mit dem Kanon europäischer Literaturen. Rezensenten betonen, dass diese Herangehensweise dazu führt, dass afrikanisches Schreiben und europäische Literaturen als ebenbürtig angesehen werden. János Riesz analysiert Literatur nicht in strengen Abgrenzungen, sondern kontextualisiert fiktionales Schreiben stets mit den Erkenntnissen anderer Disziplinen. Seine Bücher und Artikel zu afrikanischen Literaturen gelten als wichtige Pionierleistungen und machten die Rezeption afrikabezogener postkolonialer Studien in Deutschland erst möglich. Viele seiner Artikel sind ins Französische übersetzt und in Form von Sammelbänden zugänglich.
2006 veröffentlichte János Riesz eine Biografie des senegalesischen Dichters und Präsidenten Léopold Sédar Senghor, die seitdem als das Standardwerk im deutschsprachigen Raum gilt. In seiner Zeit als Universitätsprofessor in Bayreuth zeichnete sich János Riesz durch eine außergewöhnlich aktive Nachwuchsförderung aus, die sich in einer großen Zahl von ihm betreuter Dissertationen und Habilitationen niederschlägt.