Der 1975 in Ottignies (Belgien) geborene Jean-François Viot entdeckte seine Begeisterung für das Theater während seines Literaturstudiums: Am Théâtre Universitaire der Université catholique de Louvain inszenierte er u.a. Stücke von Oscar Wilde und von Molière. Während einer mehrjährigen Mitarbeit beim Festival de Théâtre de Spa wurde er dort der Assistent des Regisseurs und Theaterdirektors Armand Delcampe. Enge Kontakte knüpfte er auch zum Atelier Théâtre Jean Vilar und lernte dabei von Persönlichkeiten wie Patrice Kerbrat, Serge Kribus, Olivier Leborgne, Tanya Lopert und Jean-Claude Idée. Er wirkte an der Inszenierung von rund zwanzig Schauspielaufführungen mit, von Autoren wie Shakespeare, Molière, Goldoni, Hare, Williams, Mirbeau, Bernhard und Frayn. Sein erstes Theaterstück, Gustave et Alexandre (über das Leben von Alexandre Dumas) verfasste er 2002; es wurde von der Alliance française für eine Tournee durch Süd- und Nordamerika ausgewählt (von Caracas bis Montreal). Auch seine folgenden Stücke behandeln meist biographische und historische Stoffe:
• Liberty (2003; über die Unabhängigkeitskriege der USA im 18. Jahrhundert; eine der beiden Hauptfiguren ist George Washington)
• Héloïse et Abélard (2004; über das mittelalterliche Liebespaar, aber auch allgemeine weltanschauliche Probleme jener Epoche)
• Lafayette (2005; über den französischen Marquis, der sich zunächst im amerikanischen Kampf um Unabhängigkeit engagierte und anschließend in der Französischen Revolution)
• Sur la route de Montalcino (2007; eine philosophische Diskussion zwischen den Kosmologen Fred Hoyle und Georges Lemaître über die Gesetze des Universums)
• Au bord des lèvres (2010; basierend auf der Biographie des Jazzmusikers Chet Baker)
• La Reine (2013; über Marie-Antoinette zur Zeit der Französischen Revolution)
Lettres à Élise verfasste er 2014 aus Anlass des hundertjährigen Gedenkens an den Ersten Weltkrieg; das Stück wurde uraufgeführt am 12. Juni 2014 in Thorembais les Béguines (Belgien). Im November 2014 erhielt er dafür den «Prix littéraire du Parlement de la Fédération Wallonie-Bruxelles»; in ihrer Urteilsbegründung lobte die Jury insbesondere die Authentizität des durch echte Soldatenbriefe inspirierten Stückes sowie die feinfühlige psychologische Gestaltung der Charaktere.
Briefe an Élise (Lettres à Élise)
Übersetzt von Thomas Stauder