Im Restaurant des Hotels Bogota sitzt ein junger Mann von höchstens 30. Vor ihm die Kellnerin, eine ebenso junge Frau. Wegen einer falschen Bestellung brüllt er sie an, dann zwingt er sie, bei ihm zu bleiben, umwirbt sie, spielt sich auf, gibt sich «persönlich». Trotz seiner Attitüden eines Middleclass-Machos hat er die Codes der Finanzwelt mit ihrer unterschwelligen Gewalt bestens verinnerlicht. Doch seine Kraftmeierei wird nach und nach brüchig: Durch die reife, geerdete Weltsicht der jungen Frau, die einen klaren Kompass im Leben hat, entpuppt sich das aggressive Image des « Winners » als fragil und kommt die Angst eines launenhaften, herrschsüchtigen Kindes zum Vorschein, dem man nie etwas verweigert hat, und die Panik vor einem Leben in ständigem Wettbewerb, der jeden anderen als potentiellen Feind erscheinen lässt. Das Stück endet offen und bietet vielschichtige Rollen für beide Spieler.