Septembren

Ein Kind schlüpft im Anbruch des Tages aus der Wärme der Bettdecke, steigt zitternd über die schlafenden Brüder, pocht zaghaft an die Tür der Schwester, verlässt schließlich allein, bewaffnet nur mit einem Fußball, das Haus. Es treibt den Ball durch die Ruinen einer vom Krieg zerstörten Stadt, flieht vor ihre Tore auf eine aus ihren Trümmern errichtete Anhöhe. Dort angekommen sitzt es unter einem Feigenbaum und schenkt der Morgenröte ein erstes Lächeln. Der tosende Lärm angreifender Flugzeuge wird die Idylle jäh zerstören, die zeitgleich auf der anderen Seite der Erde als magisches Schauspiel zwischen zwei Werbeblöcken über die Bildschirme flimmern. In seinem expressiven Antikriegspoem konterkariert Philippe Malone den stumpfen Blick des westlichen Voyeurs, das Irreale der Bilder, den Krieg als Spektakel mit der physischen Wahrnehmung des Kindes, dem sich der Schrecken des Krieges mit jeder fallenden Bombe in den kleinen Körper einhämmert. Ein Kind ohne Familie, ein schreiender Schmerz, der sich in besinnungslose Wut wandelt, die ein junger Mann mit einem Sprengstoffgürtel um den Bauch gen Westen tragen wird.

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