Mangroven

«Ich hab noch nie gesehen, dass sich die Mangroven so ausbreiten.» Derart beschreibt Cécé, die junge Bedienung in einer Strandbar, die Verdrängung des Meeres vor der Küste ihres Heimatortes Kourou in Französisch-Guayana. Der Legende nach bestehen diese Pflanzen aus dem Menschenfleisch der nicht begrabenen Toten vieler Generationen – und stehen somit nicht nur als Chiffre für die koloniale Vergangenheit der Region, sondern auch für den allgegenwärtigen Tod, die Schwermut, verfaulende Träume und einen Hang zur Selbstzerstörung. Lucie Vérot hat mit «Mangroven» ein Stück geschrieben, das in Französisch-Guayana angesiedelt ist, aber mittels eines losen Figurengeflechts zugleich unsere Welt in den Blick nimmt: das bisweilen komplizierte Miteinander von Einheimischen und Fremden, die Einzigartigkeit einer jeden Biografie, die stete Sehnsucht nach einem besseren Leben – und deren mögliches Scheitern.

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