Der Monolog des Adramelech

Der «Monolog des Adramelech» ist der Anfang einer beispiellosen Erfolgsgeschichte im französischsprachigen Theater. Valère Novarina durchpflügt hier in mehrstimmigen labyrinthischen Selbstdialogen den anarchischen Boden der Sprache, schleudert Wortschöpfungen zutage und hebelt Grammatiken aus: «Jenseits des öden Diskursboulevards suche ich Abkürzungen des Denkens. Ich will nicht den Menschen auftreten sehen, zurückgesetzt auf die psychologische Norm, sondern einen Fremden, ein gefährliches Tier.» In autobiografischen Wüsteneien verwirklicht sich ein «taktiles Denken» von ungeheurer Farbigkeit, ein «art Brut» von größter Vitalität, unvorhersehbar in jeder Zeile. Erstmals 1975 in einer Zeitschrift abgedruckt, erschien der Text dann als Teil des Theaterstücks «Le Babil des classes dangereuses» (Das Gebrabbel der gefährlichen Klassen) im Jahr 1978.

Adramelech, das ist nach der christlichen Dämonologie jenes Mischwesen, welches dem Teufel als Garderobier, Kanzler oder Vorsitzender des hohen Rats des Teufels dient. In einem mehrstimmigen, von Wut dominierenden Selbstgespräch erzählt der Dämon von seinem Leben in «lachhaften Stationen», von seinen Sorgen, Freuden, Fragen, Zweifeln und Bedenken. Dabei bedient er sich einer höchst durchdachten Syntax und einer nuancenreichen Auslese an Neologismen und abgewandelten Sprichwörtern. Die eigentlichen Gesetze der Grammatik werden außer Kraft gesetzt und durch ein Wechselspiel von Semantik und Wortspielen ersetzt. Es ist der Klang der Sprache, der im «Monolog des Adramelech» zweifelsohne die Protagonistenrolle übernimmt – jene phonetische Gewalt, jener orgiastischer Gebrauch.

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