Geboren zu werden, ist normalerweise nicht besonders kompliziert. Zu sterben, nichts einfacher als das. Auch zwischen diesen beiden Ereignissen zu leben, stellt keine besondere Herausforderung dar. Man muss nur die Regeln befolgen und die Prinzipien der Gesellschaft annehmen, und schon geht es wie von selbst. Kaum ist der Mensch auf der Welt, wird bestimmt, kontrolliert, gedroht, werden einzig richtige Verhaltensnormen vorgegeben und bei Nichtbeachtung derselben die Konsequenzen gezogen.
Wer aber seine Gefühle kontrolliert und z.B. nur dann weint, wenn es gesellschaftlich im Rahmen bleibt (also bei einer Beerdigung etwa oder einer Hochzeit), der hat keine Schwierigkeiten und kann glücklich bis an sein Ende leben, bis er dann vorschriftsmäßig entsorgt wird. Aber ist das noch Leben? Wie ist Individualität, wie ist Freiheit möglich in einem sozialen System, das aus Angst vor Unordnung und Chaos alles regelt und bestimmt?