Unter dem Blick einer «Frau aus dem Fenster» auf die Landschaft um den Starnberger See kommen nacheinander Figuren zum Vorschein – teils prototypisch für heutige Lebensformen, teils klar der Erinnerung entsprungen, teils dem Wissen nie erlebter Vergangenheit – und treten zueinander in einem seltsamen Geflecht in Beziehung. Ludwig II., Elisabeth von Österreich, eine Malerin, ein glückloser Kunstkritiker, eine spanische Galeristin, ein Müßiggänger namens Max, ein junger spanischer Künstler, eine alte Frau, die Dachau überlebt hat. Ein verschlüsselter Albtraum entsteht, ein Rätsel um Wahrnehmung, Reflexion, Emotion, Zugehörigkeit und Zukunft. Das zentrale Thema ist der Mensch, der umgeben von ungezählten abrufbaren Wissenstrümmern in einem fremden, aber zu sehr ausgeleuchteten Raum hadert. Die Autorin breitet einen inneren, menschlichen Raum aus, der missverständlich in Dialogen nach außen tritt. Er schlägt seltsame, verwirrte und traurige Kapriolen im Kopf des heutigen Menschen unter dem «ruhigen, unbeweglichen, erschreckenden» Horizont der bayerischen Landschaft aus Seen, Wäldern und Bergen. Der See, Sinnbild für den inneren Reichtum, führt ein Leben nebenher. Er glitzert in der untergehenden Sonne von Weitem wie ein Grabtuch.