Portrait einer Frau

In einer Gerichtsverhandlung 1951 in Paris wird die Medizinstudentin Sophie Auzanneau wegen Mordes an ihrem Geliebten zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. Während die Gerichtsverhandlung den Rahmen des Stückes bildet, gibt es achronologisch und ineinander verschränkt Rückblenden, die Erklärung suchen für die Erschießung des jungen Arztes Xavier Bergeret. Sophie, unübersehbar geprägt durch die Nazi-Okkupation Frankreichs, hatte das kleinbürgerliche Elternhaus bereits mit sechzehn verlassen, um sich in einem Wehrmachtslazarett einen deutschen Stabsarzt als Ersatzvater und Liebhaber zu nehmen, allem Moralgeschrei zum Trotz. Nach Kriegsende lernt sie den Medizinstudenten Xavier kennen. Sie schläft mit ihm, aber seine ernsthafte Neigung weist sie brüsk zurück. Der spätere Mord an Xavier war Teil eines mehr im Unterbewußten ablaufenden Rituals der Auslöschung, die die eigene Person mit einschließen sollte. Das Stück entstand 1984. Vinavers Mitgefühl ist ohne Zweifel auf Seiten der zerstörenden und zerstörten jungen Frau.

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