Trink mich solange ich heiß bin

Carte Noire nommée Désir ist zugleich eine Kartografie der beteiligten Schwarzen Frauen und eine Aneignung der sogenannten «Carte Blanche», wörtlich: weiße Karte und im übertragenen Sinn «freie Hand» – im französischen Theaterkontext ein Angebot an Künstler:innen, einen Theaterabend zu konzipieren. Kaffee durchzieht die Performance als Grundmotiv und verleiht ihr rhythmische Stringenz: «Carte Noire» ist eine französische Kaffeemarke und Kaffee in sämtlichen Abwandlungen eine brutale, objektifizierende und sexualisierende Fremdbezeichnung für Schwarze Haut.

Rébecca Chaillons Text hat die Form eines Regiebuchs, einer Montage verschiedenster Stoffe: Kleinanzeigen, Popmusik vorwiegend der 1990er Jahre, Werbung, Rezepte, Cocktails, Spielshowregeln und poetische Momente von großer Dichte und Tendenz zum Spoken Word.Rassistische und sexistische Stereotype, koloniale Kontinuitäten werden gnadenlos dekonstruiert. Momente der Ermächtigung findet sie in karibischen Symboliken und starken Frauenfiguren wie der Voodoo-Göttin Erzulie – und in der Inszenierung des Körpers. Chaillons wortgewaltige und bildmächtige Poesie schöpft ihre Kraft aus dem Körper. Körper und Stimmeinsatz der Performerinnen lenkt sie mit ihren Regieanweisungen
– immer mit Betonung auf Gestaltung statt Steuerung. Sie legt großen Wert auf den kollektiven Charakter der Arbeit und appelliert an zukünftige Regisseurinnen, sich die an vielen Stellen in Frankreich verorteten Referenzen spielerisch anzueignen.

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