Wo liegt für dich der Unterschied zwischen Prosa- und Theaterübersetzung?
Ein Stück, das man selbst übersetzt hat, später auf der Bühne zu sehen, ist eine hilfreiche Erfahrung bei der Frage. Da zu sitzen und den Text als Inszenierung zu erleben ist zum einen eine kleine Zeitreise, weil ich dann oft noch genau die Situation sehe, in der ich die und die Passage übersetzt habe, und zum anderen kann man sehr direkt und gnadenlos prüfen, was sprachlich funktioniert und was nicht. Insgesamt ist die Art, für die Bühne zu übersetzen schon nochmal freier. Wenn man jetzt einen Stilisten aus der Prosa wie Gaëtan Soucy übersetzt, wie ich das zusammen mit Frank Sievers gemacht habe, respektiert man jedes Komma. Beim Dialogübersetzen sollte man die Syntaktik der Ausgangssprache abschütteln, sich frei machen, Platz fürs Spiel lassen. Doch eine Formel, die den Unterschied erklären könnte, kenne ich leider nicht. Und kategorische Unterschiede zwischen dem Prosa- und dem Dramenübersetzen gibt es glaube ich auch nicht. Dazu ist allein schon die Bandbreite der Theatertexte zu groß, als dass man etwas verallgemeinern könnte.
Was macht dir persönlich mehr Spaß?
Beim Theaterübersetzen beschleunigt sich bei mir der Puls. Und wenn ich dann vielleicht noch eine Aufführung davon zu sehen bekomme und erleben kann, wie das Stück beim Publikum ankommt, dann sind das mit die allerschönsten Übersetzungserfahrungen.
Noch keine Kommentare / Diskutieren Sie mit!
Wir freuen uns auf Ihre Kommentare. Da wir die Diskussionen moderieren, kann es sein, dass Kommentare nicht sofort erscheinen. Mehr zu den Diskussionsregeln erfahren Sie hier.