L’Empire

«L’Empire», das meint einen Kinosaal im Paris der frühen Sechziger Jahre. «L’Empire», das ist der Titel für das Programm einer kleinen Vaudeville-Wandertheater-Truppe, es ist auch eine topographische Angabe für die Zeitebene, auf der das Stück spielt – Frankreich in den Turbulenzen und Niederlagen des ausklingenden Kolonialismus, der Kessel von Dien Bien Phu, die Unabhängigkeit Algeriens.
Michel Deutsch entwickelt sich mehr und mehr zu einem brillanten theatralen Tüftler; es sind durchweg altbekannte Muster des Genres, die er dreht und wendet, derart ein Puzzle zusammensetzend, das er immer dann, wenn es allzu bekannt und durchsichtig zu werden droht, wieder auflöst und neu montiert. Wobei es letztlich – ob im leeren Kinosaal, ob im Dschungel von Indonesien, ob auf der Bühne in der Bühne – immer wieder auf ein und dasselbe Bild hinausläuft, das wieder und wieder entsteht: die klassische Dreiecksgeschichte, zwei Männer und eine Frau: der Impresario, der Schauspieler-Artist, die Artistengattin des Impresarios, die dem Artisten Geliebte ist. Es folgen der Mord am Ehegatten und die Wiederkehr des vermeintlich beseitigten, was dem Autor nun wiederum ermöglicht, mit den trivial pathetischen Rastern von Rache, Ehre, Männerfreundschaft und Verrat zu spielen. Die Geschichte endet folgerichtig mit einer Partie Russisch Roulette.

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