Morgen, ein Fenster zur Straße

Eine vierköpfige Familie verbringt ihre Tage und Nächte damit, aus dem Fenster zu sehen, weil von dort aus heftige und blutige Straßenkämpfe zu beobachten sind, die zunehmend brutaler und heftiger werden und sich immer deutlicher zu einem Bürgerkrieg ausweiten. Man sitzt quasi in der «ersten Reihe» und genießt den Nervenkitzel, der da frei Haus geliefert wird. Doch die Anzeichen häufen sich, dass die Personen, die bislang nur Zuschauer waren, in die Kämpfe hineingezogen werden.

Als Grumberg 1966 dieses Stück schrieb, wählte er im Titel ganz bewußt das Wort «Morgen». Heute erweist sich dieser 1968 uraufgeführte Text fast als prophetisch, so genau trifft die von Grumberg damals beschriebene Situation auf unsere Zeit zu, in der durch das Fernsehen kriegerische Auseinandersetzungen live und spannend in die Wohnstuben übertragen und vom Publikum gierig und sensationslüstern konsumiert werden.

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