Marthe Degailles Beteigeuze ist nach Aussage der Autorin eine «nicht gemischtgeschlechtliche philosophische Science-Fiction-Komödie». Im Inneren der riesigen Quantencomputerin Rita befinden sich vier Wissenschaftlerinnen, Zelda, Céleste, Molly und Claude, in einem Labor für «multidisziplinäre In-vitro-Experimente der Revolte». Die Handlung spielt in einer weit entfernten Zukunft, in der das Patriarchat überwunden ist und auch auch überkommene Fortpflanzungstechniken und Familenstrukturen längst abgeschafft wurden. Durch einen technischen Fehler werden die Protagonistinnen mit alten Rollenbildern aus der Vergangenheit konfrontiert. Trotz aller futuristischen Aufgeklärtheit entstehen zwischen den handelnden Figuren dieselben Unterdrückungsmechanismen wie in der ehemals hetero-patriarchalen Gesellschaft. Und dann ist da noch der rote Riesenstern Beteigeuze, der im Sterben liegt und jeden Moment explodieren kann.
Marthe Degaille setzt Humor und Science Fiction ein, um menschliche Gewalt zu thematisieren. Dabei spart sie die in den Beziehungen zwischen Frauen präsente Gewalt nicht aus, «diese dumpfe, koloniale, rassistische, hetero-patriarchale und sonstige Gewalt, die durch uns spricht und uns dazu bringt, ständig das Gleiche zu reproduzieren».
«Ich wollte Frauen zeigen wollte, die gemeinsam damit beschäftigt sind, Probleme zu lösen, und habe dabei, ohne es zu bemerken, auch von der Atomisierung, der Zersplitterung von Körpern und Wesen erzählt und dem Leid, das ihnen dadurch zugefügt wird. (…) Meine Hauptfrage lautet: Wie können wir in einer Welt, in der unsere Sicherheitsräume uns schließlich selbst ersticken, wieder Zugang zu uns selbst finden? Wie können wir zum Körper und zu den Emotionen zurückkehren, und wie können wir das gemeinsam tun, ohne dass irgendjemand das falsche Objekt ist?» Marthe Degaille