Drissa

Einen Hund zu haben – das wäre Drissas Inbegriff von Glück. Auch von Normalität. Eigentlich will er bloß dazugehören. Drissas malische Familie – seine Zwillingsschwester Ramata und der Bruder Sedouba sowie seine Eltern Maryama und Issouf – leben in Frankreich so angepasst unauffällig wie möglich. Doch wirklich aufgenommen sind sie nicht. Vermeintlich Andersartige bleiben unter vermeintlich Andersartigen – unter Maghrebinern, Haitianern, Dunkelhäutigen. Damit tun sich selbstredend Hürden auf: Drissa kommt nicht einfach in die Diskothek rein, Ramata ist nicht gleichberechtigt Frau und wird offensiv rassistisch-sexistisch gemobbt. Die Eltern kommen über den Status des fleißigen Arbeiters nicht hinaus. In die mal poetisch, mal naturalistisch verarbeiteten Alltagsschilderungen mischen sich chorisch deklamiert Fälle von rassistisch motivierter Polizeigewalt. Eva Doumbia, deren Arbeiten auf dem Festival d’Avignon eingeladen waren, sieht sich bewußt als Afropäerin, die dokumentarisch Themen der Gegenwart marginalisierter Gruppen bearbeitet und uns zwingt, diese wahrzunehmen.

 

Der Text wurde 2021 mit dem französischen Grand Prix de Littérature Dramatique ausgezeichnet.

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